Wie finde ich einen guten Finanzberater?

Und wie entlarve ich schlechte?

Wie finde ich einen guten Finanzberater?

Wie finde ich einen guten Finanzberater? Diese Frage beschäftigt jeden, der seine finanziellen Angelegenheiten nicht komplett selbst regeln möchte, gerade ins Berufsleben einsteigt oder endlich in die Welt der Finanzen eintauchen will. In diesem Beitrag möchte ich meine persönlichen Erfahrungen, Lektionen und Einsichten aus über einem Jahrzehnt in der Branche teilen.

Eine kleine Zeitreise: Meine Erfahrung mit Finanzberatern

Zurück im Jahr 2007, begann ich meine Ausbildung zum Elektroniker. Während meiner letzten Sommerferien kündigte meine Familie den Besuch von Andy an – meinem Cousin, der für eine große Versicherungsfirma arbeitete. Als frischgebackener Azubi, der sein erstes Gehalt verdiente, wollte ich natürlich das Beste aus meinem Geld machen. Da es damals nicht so viele Informationsquellen gab, verließ ich mich auf den Ratschlag meiner Familie und Andy's Empfehlungen. Ich schloss verschiedene Verträge ab: eine Altersvorsorge, eine Risikolebensversicherung und auch einen Bausparvertrag.

Aber war Andy wirklich objektiv? Oder präsentierte er mir nur das Portfolio seiner Versicherung? Ich kannte mich bis dahin nicht aus und wusste überhaupt gar nicht welche verschiedenen Finanzberater es gibt. Auch wenn diese damals schon in zwei Kategorien unterteil waren.

Die verschiedenen Typen von Finanzberatern

Vertreter:

  • Ein Vertreter repräsentiert und berät ausschließlich für ein bestimmtes Unternehmen und seine Produkte oder Dienstleistungen.

  • Er ist vertraglich an dieses Unternehmen gebunden und hat nicht die Freiheit, Produkte von konkurrierenden Unternehmen zu verkaufen oder zu empfehlen.

Makler & Mehrfachagenten:

  • Sowohl Makler als auch Mehrfachagenten arbeiten in erster Linie im Interesse des Kunden und nicht im Interesse eines bestimmten Unternehmens.

  • Während Makler können theoretisch den gesamten Markt durchsuchen können, um die besten Angebote für ihre Kunden zu finden. Mehrfachagenten arbeiten ähnlich, es kann jedoch sein, dass es bestimmte Verträge nicht gibt weil diese aufgrund von Ausschlusskriterien nicht angeboten werden. (Gibt es mittlerweile auf der Maklerseite ebenfalls.) Es gibt also einige Unternehmen die nicht mit Maklern und einige die nicht mit Mehrfachagenten arbeiten.

  • Meine 10 Jahre Erfahrung zeigen: Ich habe bisher keine Verträge gesehen, die nicht angeboten werden konnten UND besser waren. Der Schaden hält sich also in Grenzen.

  • Beide sind bestrebt, das beste Angebot oder die beste Lösung für die Bedürfnisse des Kunden zu finden, und ihre Hauptverpflichtung ist der Kunde selbst.

Achtung vor sogenannten Ventillösungen: Einige Vertreter arbeiten “hinterrücks” mit Maklern o.ä zusammen weil Sie bestimmte Produkte nicht anbieten können und Kunden wissen, dass Sie Produkte vergleichen können. Dies erzählen sie jedoch erst auf Nachfrage. Dabei solltest du dir die Frage stellen: 

Willst du nicht gleich die besten Empfehlungen bekommen?

Ein weiterer wichtiger Faktor: Der Mensch

Alles was wir bisher besprochen haben ging soweit um das System. Also die ganz einfache Frage, ob dein Berater Produkte vergleichen kann. Lass dich übrigens dabei nicht mit Aussagen wie:

  • wir sind die klare Nummer eins

  • Qualität kostet

  • du hast nur einen Berater wenn wir nur für ein Unternehmen arbeiten

  • das sind dann aber keine Konzepte

  • bei uns läuft alles automatisch

  • wir arbeiten immer schon so

  • deine Eltern/ Bekannten machen das seit Jahren

  • ich kann deine Schäden alle selbst regulieren

  • usw.

verunsichern. Das sind einige Sätze die Ausschließlichkeitsvertreter (so heißen Personen, die nur eine Gesellschaft anbieten können) verwenden, um dich emotional zu verunsichern.

Unabhängig davon, für welche Art von Dienstleister sich ein Kunde entscheidet, ist der menschliche Aspekt entscheidend. Ich sage dabei immer so schön: Ein "Berater mit Herz" 

Dieser geht über reine Geschäftsbeziehungen hinaus. Er nimmt sich Zeit, die Bedürfnisse, Wünsche und Sorgen des Kunden wirklich zu verstehen. Ein solcher Berater schafft es, eine Vertrauensbasis zu seinem Kunden aufzubauen, wodurch die Beratung und Empfehlung tiefer und bedeutungsvoller wird. Bei einem "Berater mit Herz" geht es nicht nur um den Abschluss eines Geschäfts, sondern darum, eine langfristige Beziehung zu pflegen, in der der Kunde sich stets wertgeschätzt und gut beraten fühlt.

Das zeigt sich vor allem bei einer Sache: Sagt dir der Berater auch, wenn du einen Altervertrag hast, dass dieser gut ist und nicht neu gemacht werden sollte? Viele Berater denken zu sehr daran, dass sie kein Geld verdienen wenn kein neuer Vertrag abgeschlossen wird. (Zumindest auf Provisionsbasis) daher solltest du dir unbedingt finanzielles Backgroundwissen aneignen, falls du dir bei der Entscheidung über den Finanzberater unsicher bist.

Aha! Provision, der Finanzberater will mir nur etwas verkaufen

Wie verdient ein Finanzberater sein Geld? Dabei kommt häufig die oben genannte Aussage auf. Dabei ist diese (zumindest wenn du einen Berater mit Herz findest) nicht richtig. Es gibt 2 Arten, wie sich Finanzberater in Deutschland bezahlen lassen. Das Provisionsmodell und das Honorarmodell. Letzteres ist weniger am Markt verbreitet, weil viele nicht bereit sind 80-150€ pro Stunde für eine Beratung zu zahlen. Eine gute Beratung dauert mit Ausarbeitung schonmal gerne 10 Stunden. Einen Betrag für eine Gute Beratung von 800-1500€ ist für viele Menschen unmöglich. Daher gibt es das weitverbreitete Provisionsmodell. Dabei sind die Beratungskosten schon in den Beiträgen integriert. Doch ist dieses grundsätzlich schlecht? Tatsächlich lautet die Antwort hier Nein. Du solltest aber ein paar Dinge beachten.

Die verschiedenen Promillestufen

In der Regel gibt es verschiedene Promillestufen, die die Finanzberater bekommen. Diese liegen meist zwischen 30-45 Promille, die an den Vertrieb bzw. die Berater ausgeschüttet werden. Bei einem Ausschließlichkeitsvertreter oder Makler werden meist 30-45 Promille ausgeschüttet. Bei einem Mehrfachagenten sind meist Strukturen dahinter, sodass andere Personen, die den Berater beispielsweise ausbilden etc. noch etwas davon abbekommen. Das kann dir als Kunde erstmal egal sein, weil die Kosten dadurch nicht mehr oder weniger werden.

Eine Sache ist dabei entscheidend: Je höher deine Beiträge sind, desto höher wird die Provision des Verkäufers sein. Also anders als viele denken ist nicht das Produkt der entscheidende Treiber, sondern der Beitrag. (Kommt natürlich immer etwas auf die Produktsparte an). Also ist es hier, rein theoretisch, für einen Makler oder Mehrfachagenten gar nicht clever, deine Produkte zu vergleichen, weil er weniger Geld verdient wenn du etwas bekommst, dass günstiger ist. Du verstehst sicherlich schon, warum die Ausschließlichkeitsvertreter emotional überzeugen wollen.

Wichtige Info: Die Stornohaftung

Doch was ist wenn der Berater dir jetzt doch genau das verkaufen will, womit er am Meisten Geld verdient? Rein unternehmerisch macht das gar keinen Sinn. Der Berater auf Provisionsbasis haftet 5 Jahre - 10 Jahre für die verdiente Provision und ist sicherlich auch auf deine Weiterempfehlung angewiesen. Wenn du also nach ein paar Monaten merkst, dass die Produkte nicht gut bzw. schlecht waren, kündigst du und der Berater muss sein verdientes Geld wieder zurückbezahlen.

Achtung: Einige Berater sagen dir, dass du die Beträge nicht innerhalb der ersten 5 Jahre nach unten ändern kannst (bei Sparverträgen). Das ist ist 95% der Fälle nicht richtig und hängt nur mit der Stornohaftung zusammen.

Fazit & Abschluss

Du siehst, die Auswahl eines Finanzberater ist nicht wirklich einfach. Wenn du aber auf die beiden Faktoren System und Mensch achtest, kannst du schon viele Berater kategorisch ausschließen. Zumindest, wenn du das beste Preis- Leistungsverhältnis für deine Finanzprodukte haben möchtest.

Wenn du jetzt in einer Beratung noch finanzielles Backgroundwissen mitbringst, fällt dir die Auswahl noch leichter. Ich gehe übrigens auf diese Themen noch tiefer in der Finanzgrundlagen Masterclass ein. In über 100 Lektionen lernst du die wichtigsten Finanzgrundlagen, sodass dich nie wieder ein Berater “über Ohr hauen” kannst. Hier gibt es die Infos dazu:

Ich hoffe du konntest ein paar Einblicke in die Auswahl eines Finanzberaters bekommen und die Auswahl fällt dir in Zukunft leichter. Die beiden Faktoren System & Mensch solltest du also unbedingt berücksichtigen.

Du hast Fragen oder Anregungen? Teile sie mir gerne per eMail oder privater Nachricht auf Instagram mit.

Alles Gute und bis bald,

Flo